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Friday, January 30, 2004

The following is an article relating to the land laws which appeared in the German magazine Focus.

FOCUS Redaktion Leserservice

SPANIEN
Dein Land, mein Land
Mit Hilfe eines obskuren Erschließungsgesetzes werden Tausende Rentner um
ihre Altersruhesitze gebracht
Malen wollte er in der Sonne des Südens, Musik komponieren, einen Garten
hegen und sich der Muße hingeben. So hatte sich Peter Christiansen, 61,
seinen Lebensabend vorgestellt, als er sein Haus in Buchholz bei Hamburg
verkaufte und mit seiner Frau Marion für immer an Spaniens Mittelmeerküste
zog. Sein neues Heim an der Costa Blanca bei Vilajoiosa, versteckt zwischen
Meer und Abhängen gelegen, schien der ideale Ort dafür.
Der Traum zerplatzte im vergangenen Jahr. Fünf Baufirmen entdeckten die
stille Ecke und wollen sie nun mit rund 700 Häusern zupflastern. Die Finca
der Christiansens störte sie, die Erschließungspläne sehen eine Straße durch
das Gelände der Deutschen vor. Das Ehepaar sollte nicht nur die Hälfte
seines 4800 Quadratmeter großen Geländes verlieren, sondern zudem für
Wasser, Strom, Straßen und das Abwassersystem der neuen Siedlung einen
Anteil von rund 120000 Euro bezahlen.
Die Christiansens sind zwei von Tausenden von Opfern in der Region. Diese
haben sich zur "Vereinigung gegen den Urbanisierungsmissbrauch"
zusammengeschlossen. Deren Vorsitzender Charles Svoboda gerät in Rage,
sobald dieses Thema aufkommt. "Hier wird das Grundrecht auf Eigentum nicht
respektiert", schimpft der Kanadier auf seiner Terrasse. Das Meerpanorama
würdigt er keines Blicks. "Was hier vorgeht, ist öffentlich sanktionierter
Landraub. Wir klagen beim Verfassungsgericht gegen das Gesetz zur
Landerschließung!"
1994 erließ die Autonome Region Valencia dieses Regelwerk, um zu verhindern,
dass Feriensiedlungen wie Kraut und Rüben durcheinander wachsen. Es sieht
unter anderem vor, dass freie Unternehmer den Gemeindeverwaltungen konkrete
Landerschließungspläne vorlegen können. Die Gesetzgeber dachten seinerzeit
an unbewohnte Landwirtschaftsflächen, die störrische Bauern und Spekulanten
dem Zugriff der Gemeinden entziehen wollten.
Nun, wo praktisch alles Brachland und ein Großteil der ehedem
landwirtschaftlichen Flächen mit weiß getüchten Reißbrett-Siedlungen voll
gestellt sind, geht es vielen ausländischen Ruheständlern an die Finca. Weil
deren oft stattliche Terrains immer noch als landwirtschaftliches Gebiet
gelten, fallen sie nun immer öfters ungebetenen "Urbanizadores" anheim.
Diese "Stadtentwickler" zeichnen am Reißbrett neue Straßenzüge samt
Bürgersteigen, Kanalisation und Straßenbeleuchtung - auf den Grundstücken
von Ruheständlern, die überhaupt kein Interesse an einer Feriensiedlung
unmittelbar vor der eigenen Terrasse haben, und an jahrelangem Baulärm schon
gar nicht.
Weil viele Urbanizadores aber beste Beziehungen in die Rathäuser pflegen,
geben viele Bürgermeister ihr Plazet zu dieser "Entwicklung" ihres
Gemeindegebiets. Die Kosten für Kanalisation, Stromleitungen und
Straßenerrichtung zahlen ohnehin die Grundbesitzer. Den wahren Reibach macht
jedoch der Entwickler, wenn er die asphaltierten Straßenzüge an
Bauunternehmen weiterverkauft. Diese klotzen sie mit Häusern und
Swimming-Pools voll. Den Finca-Besitzern bleiben Lärm, Schmutz und eine
verbaute Sicht. Albtraum statt Traumhaus.
Ganze 20 Tage bleiben den Betroffenen, um konkrete Alternativpläne
vorzulegen. "Unmöglich!", sagt Hausbesitzer Svoboda, zumal die
Siedlungsplaner am liebsten zu Beginn der Ferienzeit ihre ominöse Post
verschicken.
"Die Betroffenen sollten nicht vergessen, dass ihre Häuser und Grundstücke
an Wert gewinnen", entgegnet der Urbanizador Christian Costa von der Firma
Rustikabella den klagenden Ruheständlern. Doch Svoboda und seine Mitkämpfer
wollen nicht verkaufen. Diese erhielten inzwischen Unterstützung von
Botschaftern und Europaparlamentariern in ihrem Kampf gegen die "Mafia". So
nennen sie den Filz von Bürgermeistern, Siedlungsplanern und
Bauunternehmern.
Im 13000-Seelen-Ort Benissa, wo mehr als 2000 Deutsche ihren Wohnsitz
angemeldet haben, haben Svoboda und seine Leute kleine Erfolge errungen.
Bürgermeister Juan Bautista Roselló hat einen Ausschuss zur Überprüfung der
Zustände eingesetzt. Das hindert ihn aber nicht, neben den acht auf
Gemeindegebiet bereits bestehenden Urbanizaciones zwölf weitere anlegen zu
lassen. Grund und Boden bringen an dieser vom Klima so verwöhnten
Mittelmeerküste Millionen für wenige und Maloche für viele Einheimische.
Eine "Diktatur des Geldes" an der Costa Blanca beklagen die 70 Gruppen aus
Spaniern und Ausländern, die vor dem Regionalparlament in Valencia
demonstrierten. Die Regierung der Autonomen Region hat daraufhin in Aussicht
gestellt, das Gesetz zu ändern.
Anton Seibold* traut diesen Versprechen nicht. Im Pinienwald unterhalb
seines Hauses wird eine angeblich umweltschonende Siedlung gebaut. Von
seinen 3800 Quadratmetern Land soll er 1400 ohne Entschädigung abtreten und
dazu noch 60000 Euro Urbanisierungskosten bezahlen. Der Rentner, der früher
in Mönchengladbach ein Planungsbüro betrieb, will den "Gemeindefritzen" das
Handwerk legen.
Er hat sich zwei Rechtsanwälte genommen und den Siedlungsplaner verklagt.
"In meinen Augen sind das alles Banditen, mein Land gebe ich nicht ohne
Entschädigung her", protestiert Seibold. Seine Advokaten suchte er weit weg
von Benissa. "Damit sie die örtliche Bau-Mafia nicht erpressen kann."
Die Christiansens haben aufgegeben. "Hier wird das Recht dauernd gebrochen,
selbst auf die Gerichte können wir uns nicht verlassen", sagt Peter
Christiansen. Sie haben ihr Haus verkauft und ziehen bald in eine
Seniorenresidenz.
Auch Stuart Mill wird mit seiner Frau Lisa nach England zurückkehren. Dem
ehemaligen Ingenieur der Royal Air Force nahmen die Erschließer 1000 von
1700 Quadratmetern seines Landes ab, rissen Küche und Badezimmer seines
Hauses weg und legten zwei Straßen darum herum. Sechs Monate hielt es das
Ehepaar noch in seinem Wrack aus, dann gab es auf. "Die Summe, die ich dafür
bekam, betrug 40 Prozent des Marktwerts." Mill tröstet sich mit Galgenhumor:
"Immerhin - wir leben noch."
Goldene Küste
Valencia gehört zu Spaniens reichsten Regionen - auch dank der Rentner.
- Paradies der Pensionäre - Nur 8000 Deutsche sind an der Costa Blanca
gemeldet. Tatsächlich leben aber etwa 80000 Bundesbürger ständig an der
weißen Küste.
- Vereint gegen den Filz - Knapp 2000 Finca-Besitzer kämpfen gegen ihre
Enteignung.

Bild: Kämpfer für Grundrechte - Charles Svoboda, ein pensionierter
kanadischer Diplomat, führt den Kampf der enteigneten Finca-Besitzer an
Bild: Mehr im Blick - Auf diesem Hanggrundstück an der Costa Blanca sollen
Asphaltstraßen, Kanäle und Laternenmasten angelegt werden. Bezahlen soll
Grundbesitzer Svoboda - mit Zehntausenden Euro und seiner Aussicht
Bild: Finger drauf - 1400 qm Land soll Anton Seibold* abgeben - ohne
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